„Beziehung vor Erziehung im Alltag“
Tag 1 – Der Morgen
aus der Insta-Challenge #beziehungsalltag
https://www.youtube.com/watch?v=d4A5YkRhCj0
Für uns persönlich ist der Morgen die herausforderndste Zeit des Tages, zumindest unter der Woche.
Die Kinder sind Spät-Schläfer und Früh-Aufsteherinnen.
Wir Eltern sind früh zum Umfallen müde und würden nach oft unruhigen Nächten morgens gern noch ein Weilchen liegen bleiben.
Tablet, Smartphone oder Streaming als Verzögerungstaktik zieht bei uns nicht. Rabeneltern sei Dank. Mama oder Papa müssen mit.
Gespannt, gebannt
Wenn Käpt’n Elsa dann allerdings vor ihrer Lieblingsserie versackt, ist an zeitiges Anziehen etc. nicht mehr zu denken. Dennoch, ich verbiete nicht. Alles vom Aufstehen zum Anziehen in einem Flow fertig zu bekommen, ohne an den elektronischen Geräten vorbei zu kommen, ist für unsere Familie in unserer derzeitigen Situation utopisch. Manchmal passiert es aber auch von allein.
Nach Möglichkeit motivieren wir die Kinder aber direkt nach dem Aufstehen, sich anzuziehen, oder sie sind vom Vorabend bereits angezogen. Dann ist der Weg zu Jacke und Schuhen nicht mehr so weit.
Kuscheln sie sich lieber noch im Schlafanzug aufs Sofa vor den Fernseher, helfen wir dort beim Anziehen. Das Einfordern des selbständigen Anziehens führt zu nichts außer Stress bei allen.
In der Zeit, die die Kinder brauchen, um in den Morgen zu kommen, mache ich die Brotdosen fertig. Das abendliche Vorbereiten passt irgendwie noch nicht in unseren Ablauf.
Abschalten
Dann das Ausschalten des elektronischen Geräts, wenn es los geht: zwischen Drama und ganz easy ist es täglich eine Überraschung. Unser Bonus: die Kinder gehen gern in den Kindergarten. Wäre das nicht der Fall, hätten wir sicher größere Probleme.
Die „Anziehstrecke“ war bisher eine gut funktionierende Alternative für uns. Die Kinder haben Spaß beim mit Kleidungsstücken ausgelegten Parcours und haben ihre Serie schnell vergessen. Sind Schuhe und Jacke erstmal an, ist das Losgehen um so einfacher. Ein Wettlauf zum Gartentor und die schwierigste Hürde ist geschafft. Uff.
Selbst abschalten
Natürlich möchten wir, dass die Kinder selbst entscheiden, wann wir die Geräte ausschalten. Das empfinde ich als höhere Kunst, klappt aber manchmal erstaunlich gut. Oft genug auch nicht. Dann wird es besonders unter Termindruck stressig. Manchmal sind es aber tatsächlich nur noch ein paar Minuten, um einen bestimmten Abschnitt der Geschichte fertig zu schauen. Schließlich weiß Käpt’n Elsa auswendig, was noch fehlt. Es muss nicht immer bis zum Ende einer Folge sein. Ein Blick auf den Fortschrittsbalken lässt uns Eltern aber rational abschätzen, ob „noch 5 Minuten“ ein sinnvolles Ziel sind.
Worth a try
Manchmal hilft die Ausstaffierung mit zum Serienthema passenden Utensilien. So kann sie ein Stück mit zu ihren Freunden nehmen.
Wenn alles nicht klappt, co-reguliere ich, um Termine, Bedürfnisse und Wünsche möglichst unter einen Hut zu bekommen.
Bedürfnisse
Apropos Bedürfnisse: Dass „Elektronische Medien nutzen“ kein Bedürfnis ist, sollte klar sein. Es ist aber eine Strategie, bestimmte Bedürfnisse zu erfüllen. Meine beiden sehr unterschiedlichen Kinder haben unterschiedliche Bedürfnisse: Während Fräulein Nilsson sich morgens lieber bei uns in der Küche aufhält, isst und beim Brotdose Packen hilft, zieht sich Käpt’n Elsa meist im Wohnzimmer vor dem TV zurück und bastelt nebenher.
Zusammengefasst
- Routinen helfen
- Rituale statt Regeln. Bleib flexibel, soweit möglich. Nimm Routinen als Richtlinie für dich selbst.
- Jeder Tag darf anders starten. Jede Person darf morgens unterschiedlich drauf sein und die Routinen für sich anpassen.
- Kleinteiligkeit shreddert den Ablauf
- Bereite möglichst viel für deine morgendliche Routine vor.
- Versuche zügig voranzukommen, ohne zu hetzen. Anziehstrecke, Magnettafel oder Wäscheklammern mit zu erledigenden Teilaufgaben … versuche eures zu finden.
- Oder gib den Kindern und dir extra Zeit. Plane einen zeitlichen Puffer ein.
- Experimentiere, ob mehr oder weniger Zeit euch hilft.
- Medien am Morgen dienen bestimmten Bedürfnissen
- Gib Medien eine Chance. Sie sind auch morgens nicht grundlegend zu verbannen.
- Schau genau hin, wie sie sich in eure Morgenroutine einfügen (lassen). Was tut euch gut?
- Werde kreativ.
- Biete Alternativen in deinem Rahmen. Vielleicht sind sie spannender als die elektronischen Medien.
- Wenn nicht, ärgere dich nicht. Es ist OK, Alternativen zu verweigern.
- Co-Regulation
- Begleite dein Kind möglichst ruhig und hilf ihm den Frust auszuhalten.
- Vermeide übergriffige Entscheidungen.
- Perfektionismus?
- Es gibt kein Rezept für den reibungslosen Ablauf am Morgen.
- Erwarte nicht zu viel.
- Experimentiere mit kreativen Optionen.
- Schiebe das Problem nicht auf die Medien. Schau genauer hin.
- Denke daran, dass mein Text Vorschläge und Erfahrungswerte sind und kein Ratgeber. Hier läuft es keineswegs alles reibungslos. Oft gar katastrophal. Mach dich selbst nicht fertig, wenn es nicht so klappt, wie du es dir wünschst.
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